Minsen

Geographie

Minsen liegt in der nord-östlichen Ecke der ostfriesischen Halbinsel. Das auf einer Warf erhöht gelegene Ortszentrum befindet sich einen Kilometer südlich des heutigen Seedeichs der Nordsee. Der Ort ist eingebettet in die küstentypische Marschlandschaft. Unmittelbar angrenzend liegt der kleinere Ort Förrien, ebenfalls auf einer Warf. Des Weiteren zählen zu Minsen einige Streusiedlungen (Norderaltendeich, Diekhausen, Küstersmatt) und Einzelgehöfte, z. B. der Minser Hammrich, der nahe bei Förrien liegt. Der Sitz der Gemeindeverwaltung von Wangerland in Hohenkirchen ist sechs Kilometer südwestlich entfernt. Weitere größere Nachbarorte sind das fünf Kilometer westlich gelegene Nordseeheilbad Horumersiel-Schillig und der neun Kilometer entfernt liegende Küstenbadeort Hooksiel. Sie gehören ebenfalls zur Großgemeinde Wangerland.
Die Küstenregion bei Minsen ist Teil des Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Hinter dem Nordsee-Deich zum Wattenmeer hin befinden sich Salzwiesen des Elisabeth-Außengrodens. Die bis zu 500 Meter breiten und insgesamt acht Quadratkilometer großen Salzwiesen gehören zu den größten Salzwiesengebiete im niedersächsischen Wattenmeer. Sie sind auch bei Minsen der Schutzzone I zugehörig und dürfen nicht betreten werden. Nördlich von Minsen führt jedoch bei Küstersmatt, wo regelmäßige Führungen zu den Salzwiesen stattfinden, ein ausgeschilderter Pfad zum Meer. Dahinter beginnt das Wattgebiet Neues Wanger Watt. Vom Deich aus sind die Inseln Wangerooge und Minsener Oog in Sichtweite.

Deichbau

Der erste nachweisbare Deich der Region ist der Norderalten-Deich 500 Meter nördlich vom Minsener Ortszentrum. Er wird auf das 12. Jahrhundert datiert. Heute noch erkennbar ist eine Erhebung, an der eine gleichnamige Straße verläuft. Nach Osten zur Innenjade hin verläuft der ähnlich alte Osteralten-Deich. Durch ihre nahe Lage zur Nordsee war die Siedlung in ihrer Geschichte naturgemäß oft Sturmfluten (1164, 1362, 1717, 1825) ausgesetzt. Bei Deichbrüchen verhinderte aber die erhöhte Lage auf einer etwa sechs Meter hohen Warf meist Schaden an Leib und Eigentum. Bei der Weihnachtsflut von 1717 gab es im Bereich des Kirchspiels Minsen unter den etwa 1.000 Bewohnern 255 Todesopfer. Während der norddeutschen Sturmflutkatastrophe von 1962 kam es nur zu Orkanschäden im Dorf. Heute schützt ein rund acht Meter hoher Deich die Küstenregion. Bei Minsen gibt es eine Deichschäferei, deren etwa 800 Schafe auf dem Deich grasen und ihn durch ihren Tritt festigen.

Geschichte

Minsen soll aus einer Sippensiedlung entstanden sein, die ursprünglich Minsingen hieß. Die erste Worthälfte leitet sich aus dem Namen des Dorfgründers Mins ab, der heute noch ein gebräuchlicher Vorname ist. Die zweite Worthälfte –ing steht für Gefolgschaft und wurde regelmäßig an den Namen des Gründers angehängt.

Entstehung

Das Dorf gehört zur frühgeschichtlich besiedelten Reihe von Warfen zwischen der verlandeten Harlebucht bis zur Innenjade. Die Ansiedlung soll schon im Jahre 500 als Flachsiedlung bestanden haben und im Mittelalter zur heutigen, hügelförmigen Warf aufgehöht worden sein. Bereits im 12. Jahrhundert schützte der Norderalten-Deich den Ort vor der Nordsee. 1317 wurde der Ort erstmals urkundlich als Minnenze erwähnt.

Der alte Dorfkern liegt auf einer Rundwarf mit einem Durchmesser von etwa 220 Metern und einer Höhe von sechs Metern. Darauf sind die Häuser kreisförmig angeordnet. Mittig liegt eine weitere künstliche Erhöhung mit einem Durchmesser von etwa 60 Metern und zwei Metern Höhe. Dies ist die Kirchwarf, auf der sich Kirche und Friedhof befinden. Auf dieser mit acht Meter höchsten Stelle über dem umgebenden Land suchten den Bewohner Schutz vor Deichbrüchen bei Sturmfluten und in Kriegszeiten.

Von 1800 bis heute

Das Dorf Minsen war über Jahrhunderte eine selbstständige Gemeinde. Mit seinem stattlichen Gotteshaus, einem einschiffigen Granitquaderbau aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts, war es Kirchspielort für die umliegenden Siedlungen. 1828 bestand Minsen aus 22 Häusern, deren Bewohner Landarbeiter und Landwirte waren. Als die wirtschaftliche Situation sich verschlechterte, wanderten um 1880 aus der Minsener Gegend rund 100 Personen nach Amerika aus. Erst als Wilhelmshaven Ende des 19. Jahrhunderts Hafen der deutschen Kriegsmarine wurde, gab es wieder Arbeit. Nach einer verheerenden Flut im Jahr 1855 gehörte die Insel Wangerooge bis 1885 zu Minsen. Bis zum Zweiten Weltkrieg hatte der Ort durchschnittlich 140 Einwohner und 30 Bauerngehöfte. Danach stieg die Einwohnerzahl durch Zuzüge von Heimatvertriebenen leicht an. Für stärkeren Zuzug sorgten kleinere Neubaugebiete in den 1950er- und 1960er-Jahren. Die einst selbstständige Gemeinde Minsen gehört seit dem 1. Februar 1971 zur Flächengemeinde Wangerland. Damit wurde die Region nördlich von Jever, die bereits seit Jahrhunderten den Namen Wangerland trug, zu einer Großgemeinde zusammengefasst. Dieser Bereich der ostfriesischen Halbinsel war, ebenso wie die Insel Wangerooge, jedoch nie Teil von Ostfriesland, sondern gehörte stets zum Oldenburger Friesland.

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